Vortrag zu den Schmetterlingen im Naturpark
Der Entomologe Dr. Jörg Gelbrecht hielt im Februar 2024 im Infopunkt des Naturparks Dahme-Heideseen in Prieros einen Vortrag über die Situation der heimischen Schmetterlinge im Naturpark.
Schmetterlinge machen die Frühlings- und Sommermonate bunter. So war es zumindest in der Vergangenheit. Denn 2.599 Schmetterlingsarten (darunter 119 Tagfalterarten) konnten bislang in Brandenburg nachgewiesen werden. Sie zeigen eine außerordentliche Vielfalt in Größe, Form und Farbe, aber auch hinsichtlich ihrer Lebensraumansprüche. Allerdings konnten von den vielen Arten im Jahr 2000 11% nicht mehr nachgewiesen werden. Die Rote Liste 2023/24 enthält mittlerweile 1.235 Arten. 17,3 % sind vom Aussterben bedroht. Auch bei den nicht gefährdeten Schmetterlingsarten ist ein Rückgang der Individuen festzustellen.
Die meisten Ursachen für diese Entwicklung sind bekannt:
Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung
Rückgang von Ackerbrachen,
Eutrophierung durch Stickstoff-Überschüsse
umfangreicher Einsatz von Pestiziden
häufige Mahd von Straßen- und Wegrändern,
Lichtverschmutzung und weiter zunehmender Verkehr,
weiter fortschreitende Urbanisierung,
Grundwasserabsenkungen im Einzugsgebiet von Mooren
häufigere Witterungsextreme
Sukzession auf geschützten Offenländern
unzureichende oder aus Insektensicht terminlich falsche oder zu intensive Mahd- oder Beweidungsregime in Schutzgebieten
Der enorme Rückgang der Insekten und darunter der Schmetterlinge ist als Problem in der Gesellschaft angekommen.
Das Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen“ war das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte des Freistaats Bayern: Über 1,7 Millionen Wahlberechtigte hatten sich 2019 in ihren Rathäusern in die Listen des Volksbegehrens eingetragen. Im Anschluss wurde das Naturschutzrecht in Bayern novelliert und Haushaltsmittel bereitgestellt.
Eine der erfolgreichsten Volksinitiativen in Brandenburg war die VI „Artenvielfalt retten - Zukunft sichern“. Nach nur 9 Monaten wurden dem Brandenburger Landtag im Januar 2020 über 73.052 Unterschriften überreicht. Allerdings ohne politische Konsequenzen.
Für den Naturpark Dahme-Heideseen sehen die Rahmenbedingungen etwas besser aus. Über 60% der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden nach den Kriterien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Das sind gute Voraussetzungen für die Insekten insgesamt. Eine ganze Reihe seltener Schmetterlingsarten konnten im Naturpark bislang nachgewiesen werden.
Jörg Gelbrecht erläuterte die vielfältigen Ansprüche der einzelnen Arten hinsichtlich ihres Lebensraumes. Viele sind auf bestimmte Bedingungen angewiesen bzw. haben sich auf spezielle Lebensräume oder Pflanzenarten spezialisiert.
Der Goldene Scheckenfalter braucht den Teufelsabbiss. In Silbergrasfluren ist der Eisenfarbige Samtfalter zuhause. Der Heidekraut-Fleckenspanner ist auf Calluna-Heiden spezialisiert. In sauren Zwischenmoore lebt der seltene Hochmoorbläuling.
Auf Ackerbrachen ist der Frankfurter-Ringelspinner oder der Silbermönch zu finden. Der Silbergrüne Bläuling braucht hingegen basische Magerrasen und der Thymian-Kleinspanner ist wie es der Name schon verrät auf Sandthymian-Rasen spezialisiert.
Diese Beispiele zeigen, dass Pflegekonzepte - auch in den Schutzgebieten - an die einzelnen Arten anzupassen sind.
Durch ein geeignetes Pflegemanagement können Bedingungen geschaffen werden, um eine Trendwende einzuleiten. Vor allem die für Schmetterlinge besonders wichtigen Lebensräume wie Moore und Moorwiesen sowie Heiden und Trockenrasen brauchen unseren Schutz und Pflege.
Aber auch jeder Garten, auch wenn er noch so klein ist, kann zu einem Schmetterlings-Lebensraum werden. Gute Tipps dafür gibt es hier: https://www.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de/index.php/schmetterlingsgarten-anlegen
Auf dem neuen online-Portal https://www.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de zur Erfassung der Schmetterlingsfauna können Naturinteressierte Informationen über Schmetterlinge in unserer Region finden, ihr Aussehen und ihre Lebensräume kennenlernen und aktuelle Beobachtungen verfolgen bzw. selbst melden und Fotos zur Bestimmung hochladen.
Gebiet
- Naturpark Dahme-Heideseen
Kategorien
- Natura 2000
Meldung vom 19.02.2024